Die historische Geschichte des Gesangvereins
Die historische Geschichte des Gesangvereins Butzbach, (heute: „Klangfarben Butzbach GV 1838“) beginnt am 2. November 1838.
An diesem Tag trafen sich im Gasthaus „Zum Löwen“ (am Butzbacher Marktplatz) 49 hiesige Bürger, unter ihnen Jakob Steinhäuser, Louis Vogt, Johannes Grüninger und Moritz Kuhl (also Schüler und Weggefährten des 1837 in Gefangenschaft verstorbenen Widerstandskämpfers Friedrich Ludwig Weidig), um hier den Männergesangverein „Orpheus“ zu gründen. Wenn das die „Geburtsstunde“ des Vereins war, dann fand (so formulierte es August Storch in seiner Jubiläumsfestschrift „Aus dem Leben eines Siebzigjährigen“) die „Taufe“ am zweiten Weihnachtsfeiertag desselben Jahres statt. Feierlich wurde an diesem Tage der Pate und Namensgeber, der Gesangverein „Orpheus“ Frankfurt a. M., mit Pomp in Friedberg abgeholt, zu einem gemeinsamen Konzert und einem anschließendem Ball „im illuminierten Löwen“. Als Gäste eingeladen waren auch Nachbarvereine aus Gießen, Friedberg, Usingen und Wetzlar. Den Frankfurtern aber gefiel es offenbar in Butzbach so gut, dass man als Dank später eine humorvolle Lithographie überreichte, welche in einzelnen Bildern die Reise nach Butzbach, unter dem Dirigenten versammelten Sänger, den Tanz im Löwen und „des Sängers Traum“ darstellten.
Da schon im Folgejahr der Lehrer Bauer, der bisher den Dirigentenstab inne hatte, aus Butzbach versetzt wurde, kam es zum ersten Chorleiterwechsel zu einer Doppelbesetzung, bestehend aus dem Konrektor Thurn und dem Kantor Eckhardt. Nachdem erster aber ebenfalls versetzt wurde, übernahm der als musikalisch sehr begabt beschriebene Rektor Allgeier das Dirigat.
Im Jahr 1841 übernahmen die Butzbacher die Ausrichtung des dritten Wetterauer Sängerfestes. Beginnend mit frühmorgendlichen Böllerschüssen, fortgeführt mit einem Konzert in der Stadtkirche (Markuskirche) und einem Festumzug zum Schrenzer, wo man sich singend traf, begeisterte man wohl an die 12.000 Personen. Dieses Fest wurde auch zum Anlass genommen, die erste „Orpheus“-Fahne zu stiften und zu weihen. Ein letztlich durch die Feierlichkeiten entstandenes Defizit wurde übrigens durch die Stadtkasse um 230 Gulden verringert.
Natürlich kann man in den Chroniken aus den Folgejahren noch allerlei Interessantes erfahren, etwa Genaueres zur Gründung eines „Deutschen Sängerbundes“ im Jahr 1960, ebenfalls im Gasthaus „Zum Löwen“ und auf Initiative der Butzbacher sowie unter dem Vorsitz des Lehrers Jakob Jost.
Zehn weitere Vereine aus Gießen, Herborn, Wetzlar, Hungen, Laubach, Lich und Usingen beteiligten sich. Zu berichten wäre auch von einem wohl zu „Orpheus“ in teilselbständigem Miteinander stehendem gemishten Chor „Liederkranz“. Diesem standen (entsprechend Storch) die Damen Frau Rektor Allgeier und Fräulein Mimi Sarasin sowie die Herren Rektor Allgeier, Jakob Steinhäuser und Kollektor Kuhl vor. Der Chor löste sich allerdings nach kurzer Lebensdauer, 1849, wieder auf.
Die Schwierigkeiten der damaligen politischen Situation lässt folgende Begebenheit erahnen:
Anlässlich des Besuches eines aus Amerika angereisten Weidigfreundes wurden dem Verein 1846 verbotene Tendenzen unterstellt. Durch vorausahnendes, diplomatisches Vorgehen und Argumentieren konnte die Reputation jedoch aufrecht erhalten bleiben.
Wie man sieht blickt der Gesangverein Butzbach auf eine spannende Geschichte zurück. Wer mehr erfahren möchte, ist gerne zu einem Blick in die Vereins- sowie sicherlich auch in die Museumsunterlagen eingeladen.